"Gifhorner Juden im Nationalsozialismus" jetzt online

Autor: Siemer

Kaum war sie am 9. November 2018 erschienen, da war die erste Auflage der Monographie des Gifhorner Historikers Dr. Manfred Grieger „Gifhorner Juden im Nationalsozialismus“ auch schon vergriffen, so groß war das Interesse der Gifhorner Bevölkerung an diesem Thema. „Umso mehr freue ich mich jetzt darüber, dass wir nun eine zweite, erweiterte Auflage präsentieren können. Sie entspricht dem neuesten Forschungsstand und ruft hoffentlich ein ähnlich großes Interesse hervor,“ so Bürgermeister Matthias Nerlich bei der Vorstellung der Publikation.

Nachdem aus den USA Hinweise auf eine vergessene Schwannecke-Tochter eingegangen waren und neue Dokumente und Unterlagen zugänglich wurden, hat die Stadt Gifhorn den Historiker mit einer Überarbeitung und Ergänzung seines 2018 erschienenen Buches beauftragt. „Niemand, der durch die Nationalsozialisten Verfolgung und Leid erfahren hat, soll vergessen werden“, war das Handlungsmotiv des Autors.

Dank einiger Unterlagen aus privater Hand und dank des Kontaktes zu zwei Töchtern der 1905 in Müden/Aller geborenen Martha Schwannecke konnte deshalb auch ihre Biographie in die Darstellung einbezogen werden. Sie galt als jüdischer „Mischling I. Grades“. Während des Krieges war ihr Mann zur Wehrmacht eingezogen worden und sie hatte große Angst, zusammen mit ihren sechs Kindern „abgeholt“ zu werden.

In der Familie hatte sich auch ein Schreiben von Frieda Samuel aus dem August 1942 erhalten. Dies enthält Hinweise auf die alltägliche Diskriminierung der vollkommen zurückgezogen lebenden Frau, zeugt aber auch von ihrem konkreten Wissen um die in Hamburg vollzogenen Deportationen. Ebenfalls aus Privatbesitz stammt ein Brief-Konvolut der in Auschwitz ermordeten Gifhorner Jüdin Bertha Müller. Es bietet tiefe Einblicke in die Lebenssituation und Gefühlslage einer Frau, die von Gifhorner Amtsträgern der Strafverfolgung ausgeliefert wurde. Durch die Heranziehung von Meldeunterlagen konnten darüber hinaus Datierungen präzisiert werden.

Die zweite Auflage des Buches ist diesmal nicht in Buchform erhältlich. Die Monographie ist als Online-Publikation auf der Homepage des Stadtarchives unter der Rubrik „Publikationen“ als PDF-Datei kostenlos abrufbar.

„Wir machen das Buch online kostenfrei für jedermann zugänglich und setzen auf diese Weise unsere kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte fort. Unser Angebot richtet sich gerade auch an die Gifhorner Schulen“,  erläutert Nerlich den Grund, auch in der Publikation neue Wege zu gehen.

Zur elektronischen Publikation gelangt man über den folgenden Link:

https://www.stadt-gifhorn.de/sv_gifhorn/Lebenswert/Stadtarchiv/Publikationen/

Das Buch „Gifhorner Juden im Nationalsozialismus – Diskriminierung, Ausgrenzung, Deportation und Überleben“ ist in einer gedruckten Version  in der Stadtbücherei Gifhorn ausleihbar.

Im Stadtarchiv Gifhorn stehen die der Darstellung zugrunde liegenden Unterlagen in Kopie bereit, so dass man sich auch mit einzelnen Aspekten der Geschichte vertiefend beschäftigen kann. Für weitere Informationen können sich alle  Interessierten gerne telefonisch unter 05371/932154 oder per Mail an die Mitarbeiter des Stadtarchivs wenden.