Feuerwehr-Urgestein Karl-Heinz Geermann gestorben

Autor: Siemer

Er lebte mit der Freiwilligen Feuerwehr und sie war sein Leben: Bereits am Ostermontag, 13. April, ist Karl-Heinz Geermann im Alter von 92 Jahren verstorben. Noch zum 150 - jährigen  Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr in Gifhorn im vergangen Jahr war er an allen drei Festtagen dabei und selbst die Feuerwehrwies‘n hat er sich nicht entgehen lassen. „Ich habe ihn jeden Tag aus dem Seniorenheim in Ehra abgeholt. Er hatte seine Uniform angezogen und gesagt: Zur Uniform gehört kein Rollator“, erinnert sich Gifhorns Ortsbrandmeister Maik Schaffhauser. „Das hat mich schon beeindruckt, aber diese Haltung war eben typisch für ihn.“

Karl-Heinz Geermann war die Feuerwehr, sagt Maik Schaffhauser. Sie war sein beruflicher und privater Lebensmittelpunkt, auch weil er mit seiner Frau von 1959 bis 1991 die Dienstwohnung im Feuerwehrgebäude in der Fallerslebener Straße bewohnte.
„Seiner Gifhorner Feuerwehr“ blieb er praktisch bis an sein Lebensende treu. „Bis zum Schluss nahm er an jeder Versammlung der Feuerwehren im ganzen Stadtgebiet teil. Wir haben uns gefreut, dass er immer dabei war“, sagt Stadtbrandmeister Matthias Küllmer. „Die Themen haben ihn wirklich interessiert.“

Der gelernte Tischler trat 1954 in die freiwillige Feuerwehr Gifhorn ein. Dort durchlief er alle Dienstgrade bis zum Stadtbrandmeister - eine Funktion, die er von 1980 bis 1989 ausübte. Hauptamtlich war er von 1967 bis zu seinem Renteneintritt im Jahr 1990 als Kraftfahrer und Gerätewart bei der Freiwilligen Feuerwehr angestellt.

1994 wurde Karl-Heinz Geermann mit der Ehrenplakette der Stadt Gifhorn ausgezeichnet: Für sein außerordentliches Interesse, sein hohes Fachwissen, seinen aufopfernden Einsatz bei vielen Brandeinsätzen, sein Engagement für das Feuerwehrwesen sowie für seinen Verdienst am hohen Ausbildungs- und Ausrüstungsstand der Freiwilligen Feuerwehr Gifhorn.

Hinter diesen Zahlen, Worten und Fakten verbirgt sich ein Mensch, der auch die Kinder und Jugendlichen für die Feuerwehr begeistern konnte - nachhaltig. Wie Maik Schaffhauser. „Er hat mich geprägt“, sagt er. „Ich war vielleicht sieben oder acht Jahre alt und schon vorbelastet durch meine Eltern. Karl-Heinz hat es verstanden, den Kindern eine Aufgabe zu geben. Er hat uns ernst genommen und hat uns mit eingebunden, egal wann wir kamen.“ Er war ja immer da, war es doch seine Aufgabe, im Brandfall den Sirenenalarm auszulösen und die Funkmeldeempfänger zu alarmieren und alles startklar für den Einsatz zu machen.

So hat ihn auch Torsten Sauerbrei, heute Ehrenstadtbrandmeister, in Erinnerung. „Ich bin praktisch in der Fallerslebener Straße groß geworden, das war meine Heimat“, erzählt er. „Ich glaube, sein größter Motor war, etwas für die Jugend zu tun. Das war sein Steckenpferd.“

„Offen, geradeaus und den anderen immer ein Vorbild“, so beschreibt Küllmer den Feuerwehrveteranen. „Aber wehe man ist mit Bekleidung, Ausrüstung oder Geräten nicht hundertprozentig umgegangen“, erinnert sich Küllmer. „Dann gab es ein paar deutliche Worte. Dazu fällt Küllmer folgende Anekdote ein. „Das war vor 20, 30 Jahren, da waren wir mit Paddelbooten unterwegs. Wir besuchten auch andere Feuerwehren und hatten deshalb neue Einsatzhosen aus Schurwolle bekommen. Plötzlich gab es einen Regenschauer und wir wurden total nass. Die Hosen haben wir dann auf einer Leine zum Trocknen aufgehängt und als sie trocken waren, hatten sich die Hosenbeine verzogen. Da gab es Ärger. Karl-Heinz  dachte, wir hätten die Hosen zuhause in der Waschmaschine gekocht. Aber er wurde auch gleich wieder versöhnlich. “

Plötzlich fällt Maik Schaffhauser noch etwas ein: „Er war mutig“, sagt er und erzählt von dem spektakulären Einsatz, bei dem Karl-Heinz Geermann in Westerbeck einen Maler aus einem Kesselwagen rettete, in den dieser hineingefallen war. Ohne seinen unerschrockenen Einsatz hätte der Mann nicht überlebt. Dafür erhielt er 1969 das Feuerwehrabzeichen in Silber.